Stimmungswandel in Luxemburg: Mehrheit befürwortet Ausländerwahlrecht!

Zwei Drittel der Luxemburger befürworten laut einer neuen Umfrage das Ausländerwahlrecht – ein signifikanter Meinungswandel.
Zwei Drittel der Luxemburger befürworten laut einer neuen Umfrage das Ausländerwahlrecht – ein signifikanter Meinungswandel. (Symbolbild/NAG)

Luxemburg, Luxemburg - Eine aktuelle Umfrage zeigt einen signifikanten Wandel in der öffentlichen Meinung in Luxemburg hinsichtlich des Ausländerwahlrechts. Laut einer Studie des Umfrageinstituts Ilres, die im Auftrag der „Association de Soutien aux Travailleurs Immigrés“ (ASTI) durchgeführt wurde, befürworten zwei Drittel der Einwohner, genau 66 Prozent, und 58 Prozent der wahlberechtigten Befragten die Einführung eines Wahlrechts für Ausländer. Dies ist ein bemerkenswerter Wandel im Vergleich zu vor zehn Jahren, als 78 Prozent der Bevölkerung sich noch gegen ein solches Recht aussprachen, wie Tageblatt berichtet.

Die Umfrage wurde im April 2024 durchgeführt und umfasste 1.012 Personen, darunter 574 wahlberechtigte Bürger. Charel Margue von der ASTI merkt an, dass sich die gesellschaftliche Dynamik und die Wählerschaft deutlich verändert haben. In Luxemburg besitzen 48 Prozent der Bevölkerung keine luxemburgische Staatsbürgerschaft und sind somit von Wahlen ausgeschlossen. Margue betont die Dringlichkeit, dieser Bevölkerungsgruppe eine politische Stimme zu geben, um eine demokratische Neugestaltung des Landes voranzutreiben.

Demografische Unterschiede in der Zustimmung

Die Umfrage zeigt interessante demografische Unterschiede in der Unterstützung für das Ausländerwahlrecht. Unter den befragten Frauen stimmt eine überwältigende Mehrheit von 70 Prozent für das Wahlrecht, während bei den Männern 61 Prozent für eine entsprechende Regelung sind. Bei den wahlberechtigten Frauen beträgt die Zustimmung 65 Prozent, bei Männern hingegen nur 51 Prozent. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Zustimmung nach Staatsangehörigkeit: 56 Prozent der Luxemburger ohne weitere Staatsbürgerschaft befürworten das Recht, während 65 Prozent der Doppelstaatsbürger und beeindruckende 75 Prozent der Nicht-Luxemburger dafür sind, wie Wort anmerkt.

Die politische Unterstützung variiert stark zwischen den Parteien. Die größte Zustimmung findet sich bei den Wählern der Partei „déi gréng“ mit 87 Prozent, gefolgt von der Piratenpartei mit 77 Prozent, sowie „Déi Lénk“ und LSAP mit jeweils 68 Prozent. Die Anhänger der DP und CSV zeigen ebenfalls eine mehrheitliche Unterstützung von 57 respektive 55 Prozent. Am niedrigsten ist die Zustimmung bei den Anhängern der ADR mit lediglich 22 Prozent.

Rufe nach einer demokratischen Reform

Die ASTI fordert nun eine sachliche Diskussion über das Wahlrecht für Ausländer. Margue hebt hervor, dass eine höhere politische Mitbestimmung aller Gesellschaftsschichten zu besseren Entscheidungen führt. Im Rahmen dieser Diskussion schlägt die ASTI unter anderem vor, das Wahlrecht für Ausländer nach einer angemessenen Aufenthaltsdauer einzuführen und eine „chambre des citoyens“ zu schaffen, um das Parlament zu unterstützen. Mit diesen Maßnahmen will die ASTI eine breitere Partizipation der Bürger am politischen Geschehen in Luxemburg fördern.

Diese Umfrage ist ein Indikator für den sich wandelnden Diskurs über die politische Teilhabe und könnte eine wichtige Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen im Land darstellen. Die gesellschaftliche Einstellung hat sich über das letzte Jahrzehnt verändert, und die Bereitschaft, Ausländer in den demokratischen Prozess einzubeziehen, scheint zu wachsen.

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Ort Luxemburg, Luxemburg
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