Vom Richter zum Freund: St. Paulis ehemalige Straftäter im Fokus

St. Pauli, Hamburg, Deutschland - Am 26. Mai 2025 wird die Komplexität des Jugendstrafrechts und die Herausforderungen in der Resozialisierung jugendlicher Straftäter durch eine bewegende Dokumentation des NDR beleuchtet. Johann Krieten, ein pensionierter Jugendrichter, hat über Jahrzehnte hinweg am Hamburger Amtsgericht für die Verurteilung von Jugendlichen im Kiez St. Pauli verantwortlich gezechnet. Dieser Stadtteil ist bekannt für seine hohe Kriminalitätsrate und auch der Schauplatz zahlreicher strafrechtlicher Auseinandersetzungen.
Krieten hat in seiner Laufbahn sowohl jugendliche Intensivstraftäter hart bestraft als auch einigen von ihnen die Chance gegeben, vor dem Gefängnis bewahrt zu werden. In der NDR-Story, geschrieben von Autor Severin Pehlke, wird Krieten auf einer Reise in die Vergangenheit begleitet, um seine ehemaligen Schützlinge zu treffen. Diese Begegnungen sind geprägt von Dankbarkeit, Frustration und tiefgründigen Überlegungen zum Jugendstrafrecht.
Einblicke in das Jugendstrafrecht
Im deutschen Jugendstrafrecht wird berücksichtigt, dass Jugendliche in ihrer persönlichen Entwicklung oft noch nicht abgeschlossen sind und daher eine andere Verantwortungsreife als Erwachsene aufweisen. Das Jugendgerichtsgesetz (JGG) regelt die Reaktionen der Strafjustiz auf Straftaten von Jugendlichen, die zwischen 14 und 18 Jahren alt sind, sowie für Heranwachsende bis zu 21 Jahren, sofern sie sich noch im Entwicklungsstadium eines Jugendlichen befinden. Ziel ist nicht die Bestrafung, sondern die Vermeidung erneuter Straffälligkeit und die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung.
Maßnahmen im Jugendstrafrecht sind breit gefasst und umfassen unter anderem erzieherische Ansätze wie soziale Trainingskurse und Anti-Aggressions-Trainings. Bei Bedarf können auch Zuchtmittel wie Arbeitsleistungen oder Jugendarrest verhängt werden. Die Jugendgerichte gestalten ihre Entscheidungen eigenständig, was bedeutet, dass sie von den Regelungen des allgemeinen Strafrechts abweichen können. Hierbei spielen Kenntnisse in Kriminologie und Pädagogik eine wesentliche Rolle für Jugendrichter und Staatsanwälte.
Begegnungen mit ehemaligen Straftätern
Ein wichtiger Bestandteil von Krietens Rückblick sind die Gespräche mit ehemaligen Verurteilten. Unter ihnen ist Christian Brauns, der heute als Wirt auf St. Pauli tätig ist und seine kriminelle Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Brauns war einst in Raub, Erpressung und Drogenhandel verwickelt und verbrachte eine erhebliche Zeit in Jugendheimen und der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand.
Ein weiterer bemerkenswerter Fall ist Sascha, der in Serbien eine lange Haftstrafe absitzt und weiterhin straffällig ist. Bekannt als „Kindergangster von St. Pauli“, hatte Sascha bereits vor seinem 14. Lebensjahr eine lange Liste von Straftaten. Krieten reist nach Serbien, um mit ihm zu sprechen, und bei diesen Begegnungen wird deutlich, dass die Herausforderungen im Jugendstrafrecht oft komplex und vielschichtig sind.
Der Blick auf die Biografien dieser ehemaligen Jugendlichen, die ihre Wege im Leben gesucht und gefunden haben, wirft ein Licht auf die Realität des deutschen Jugendstrafrechts und die schwierige Balance zwischen Strafe und Therapie. Die Reflexionen von Krieten über den Einfluss seiner Urteile und die jeweiligen Lebenswege seiner ehemaligen Schützlinge verdeutlichen, welche Verantwortung mit dem Richterberuf verbunden ist und wie wichtig Resozialisierung ist, um der neuesten Generation von Jugendlichen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Für weitere Informationen über das Jugendstrafrecht und seine Anwendungen besuchen Sie die Seite des BMJ. Die vollständige Dokumentation und die Geschichten von Johann Krieten können auf der Website des NDR nachverfolgt werden.
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Ort | St. Pauli, Hamburg, Deutschland |
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