Bürger in Gasperich fordern Verkehrswende: Mehr Sicherheit und Begegnungsräume!

Rue Beethoven, Gasperich, Luxemburg - Im Stadtteil Gasperich in Luxemburg hat sich eine engagierte Bürgerinitiative zusammengefunden, um die anhaltenden Herausforderungen durch zunehmenden Verkehr und unzureichende Mobilität zu thematisieren. Anwohner wie Guy Baltes, der seit Jahrzehnten in der Rue Beethoven lebt, beobachten eine besorgniserregende Zunahme des Verkehrs. Baltes zählte innerhalb einer Stunde 189 Fahrzeuge und stellte fest, dass viele Fahrer oft das Tempolimit von 30 km/h überschreiten. Die mittlerweile als Schleichweg genutzte Rue Beethoven stellt die Anwohner vor neue Herausforderungen, die durch einen partizipativen Prozess angegangen werden sollen.

Der Interessenverein „Eis Stad“ hat einen zweijährigen Prozess initiiert, an dem über 60 Bürgerinnen und Bürger beteiligt waren. Gemeinsam erarbeiteten sie ein umfassendes Mobilitätskonzept, das Hunderte Anliegen auf Klebezetteln sammelte und in konkrete Vorschläge umsetzte. Die drei zentralen Themen des Konzepts sind Verkehrsberuhigung, sichere sanfte Mobilität sowie die Neugestaltung des öffentlichen Raums. Im Juni 2024 wurden die Vorschläge an den Gemeinderat sowie den Schöffenrat übermittelt, jedoch fanden sie bisher keine Berücksichtigung in der kürzlich verabschiedeten Neugestaltung, die Ende März 2023 festgelegt wurde. Dies veranlasste Johannes Birgmeier, ein Mitglied von „Eis Stad“, zu kritisieren, dass die Stadt der Bürgerbeteiligung nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt.

Angespannte Diskussionen und Wünsche der Anwohner

In den letzten Monaten haben Bürger*innen ihre Eindrücke während Spaziergängen gesammelt, die von Verkehrsexperten analysiert wurden. Diese Erkenntnisse werden in die Vorschläge für die Verkehrsgestaltung einfließen. Anwohner diskutieren auch über den Platz „Bei der Auer“, der als möglicher Begegnungsraum im Viertel ins Gespräch gekommen ist. Die Meinungen darüber sind jedoch geteilt. Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt erläuterte, dass der bestehende Kreisverkehr „Bei der Auer“ nicht entfernt werden kann, um den Busverkehr in der Region aufrechtzuerhalten. Sarah Brock, eine weitere Anwohnerin, wünscht sich mehr Begegnungsräume, um die Gemeinschaft zu stärken.

Ein wichtiges Anliegen ist die Reduzierung des Tempolimits in der Rue de Gasperich auf 30 km/h. Einige Bewohner fordern darüber hinaus zusätzliche bauliche Maßnahmen, wie etwa Fahrbahnverengungen oder Schwellen, um die Sicherheit der Fußgänger zu erhöhen. Der Interessenverein wollte am Freitagnachmittag einen neuen Plan dem Schöffenrat übergeben, jedoch war niemand anwesend. Die Bürger von Gasperich erwarten einen echten Dialog mit der Politik und hoffen, dass ihre Vorschläge zur Weiterentwicklung tatsächlich Gehör finden.

Partizipation und kommunale Leitlinien

Die Herausforderungen, die in Gasperich sichtbar werden, spiegeln sich in breiteren Diskussionen über die notwendige Qualität von Beteiligungsprozessen wider. Wie unter anderem auf der Plattform für nachhaltige Mobilität hervorgehoben wird, ist die Schaffung eines effektiven Beteiligungsprozesses unerlässlich, um echte Bürgerbeteiligung zu ermöglichen. Qualitätskriterien wie frühzeitige und transparente Informationen, Ergebnisoffenheit sowie die Einbeziehung verschiedener Zielgruppen sind entscheidend, um das Interesse der Bürger*innen zu aktivieren und nachhaltig zu fördern. Die Corona-Pandemie hat zudem zu einem Anstieg des Interesses an Online-Beteiligungsformaten geführt, was in zukünftigen Prozessen als Chance zur Beteiligung genutzt werden kann.

Die Ergebnisse der städtischen Spaziergänge in Gasperich werden am 11. Juni vorgestellt, und die Anwohner hoffen auf positive Resonanz und einen konstruktiven Austausch mit den Entscheidungsträgern.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte Wort.lu und Zukunft nachhhaltige Mobilität.