
Am 14. Februar 2025 wurde von 15 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern wichtiger deutscher Autostädte die Initiative „Bürgermeister für einen starken Automobilstandort“ ins Leben gerufen. Diese Initiative zielt darauf ab, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu sichern und damit auch die über 600.000 Arbeitsplätze, die in den beteiligten Regionen an diese Industrie geknüpft sind, zu erhalten. Zu den führenden Städten dieser Initiative zählen Stuttgart, Wolfsburg, Friedrichshafen und Saarbrücken. In einem Forderungspapier, das unmittelbar an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerichtet ist, wurden sieben zentrale Punkte formuliert.
Die für die Zukunft der Branche entscheidenden Forderungen beinhalten ein klares Bekenntnis zur Automobil- und Automobilzuliefererindustrie als Schlüsselbranche sowie eine Offenheit bei Antriebstechnologien und die Ablehnung eines Verbots von Verbrennungsmotoren. Darüber hinaus wird die Förderung von Elektromobilität und anderen klimafreundlichen Antriebsarten wie Plug-in-Hybriden gefordert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen innerhalb Europas sowie die Aussetzung von Strafzahlungen, die durch das Nichterreichen der CO₂-Flottengrenzwerte entstehen könnten. Die unterzeichnenden Bürgermeister betonten, dass der Transformationsprozess nicht zulasten der Bürger und Kommunen gehen dürfe.
Herausforderungen für die Automobilindustrie
Wie merkur.de berichtet, sieht sich die Automobilindustrie mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen der schrumpfende Absatz und die sinkenden Renditen, hohe Kosten in der Produktion, ein übermäßiger bürokratischer Aufwand sowie lange Genehmigungsverfahren. Auch der Fachkräftemangel ist ein zentrales Problem, das die Branche stark belastet.
Ein Blick auf die Bedeutung der Zulieferer zeigt, dass diese für die globale Fahrzeugproduktion entscheidend sind. Deutsche Autohersteller produzieren nur einen Teil ihrer Fahrzeuge selbst, wobei beim VW ID.3 über 69% der Wertschöpfung des Antriebsstrangs auf Zulieferer entfällt. Unter den zehn umsatzstärksten Zulieferern finden sich mit Bosch, ZF und Continental führende deutsche Unternehmen. Trotz ihrer starken Stellung müssen die Zulieferer jedoch in Elektromobilität und Software-definierte Fahrzeuge investieren, um der steigenden Konkurrenz entgegenzutreten.
Der europäische Markt im Wandel
Die Automobilindustrie in Europa befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der durch Elektrifizierung und neue Wettbewerber geprägt ist, wie die Analyse „A masterplan for Europe’s automotive industry“ von McKinsey & Company zeigt. Diese Dokumentation hebt hervor, dass die Energiekosten in Europa bis zu dreimal höher sind als in anderen Regionen wie China und den USA. Zudem hat die europäische Automobilindustrie seit 2019 Marktanteile verloren, was den Druck auf lokale Hersteller erhöht.
Eine solche Umstellung der Branche verlangt laut McKinsey nicht nur Anpassungen in der Produktion, sondern auch innovative Strategien zur Schaffung resilienter Lieferketten, insbesondere für Batterien und Halbleiter. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sollen europäische Hersteller bis 2030 über 150 neue batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt bringen. Die derzeitige Marktsituation zeigt, dass asiatische und insbesondere chinesische Hersteller zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Wie autozeitung.de anmerkt, haben deutsche Zulieferer einen Weltmarktanteil von 20,7%, während japanische Unternehmen 21,8% des Marktes ausmachen. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Zulieferer ist durch gestiegene Rohstoff- und Energiekosten sowie durch den Druck einer effizienteren Produktion unter erhöhtem Kostendruck gefährdet. In diesem Kontext kündigten Unternehmen wie Bosch und Continental bereits Stellenabbau an, was die Notwendigkeit von Innovationen und Anpassungen an die Marktbedürfnisse weiter verdeutlicht.
Um die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland zu sichern, sind sowohl lokale Initiativen als auch umfassende Strategien auf europäischer Ebene unabdingbar. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie erfolgreich die Bürgermeisterinitiative und die zugesagten Dialoge mit den Automobilverbänden umgesetzt werden können.