
Im Waldgebiet beim Gösingberg fand ein wichtiges Projekt-Vorgespräch im Gasthaus Strebinger statt, in dem sich Anwohner und Entscheidungsträger über den geplanten Bau einer fünf Meter breiten Forststraße zwischen der B26 und dem Gösingberg austauschten. Diese Forststraße ist Teil eines Projekts zur Etablierung eines gesunden Mischwaldes, das insbesondere der Bekämpfung von Käferbefall und der Reduzierung der Waldbrandgefahr dienen soll. Trotz der positiven Absichten äußerten einige Einheimische Kritik an dem Vorhaben, was auf ein gespaltenes Meinungsbild innerhalb der Gemeinde hinweist. Ternitz Stadtvize Peter Spicker betonte während des Gesprächs, dass kein Kahlschlag geplant sei, und dass die Forststraße dauerhaft bestehen bleiben soll, da sie Teil einer zukünftigen Mountainbike-Strecke wird. Das Projekt wartet jedoch noch auf ein Gutachten der Naturschutzbehörde, bevor es fortgesetzt werden kann, und die Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen bewertete das Treffen als Vorbesprechung zu diesem möglichen Bauvorhaben. Bezirkshauptfrau-Stellvertreterin Eva Bauer bestätigte die Einbeziehung des zuständigen Bezirksförsters in die Beratung und Entscheidungsfindung.
Forststraßen nehmen eine bedeutende Rolle in der Waldbewirtschaftung ein. Sie gelten seit dem Forstgesetz von 1975 als Bestandteil des Waldes und tragen zur Erfüllung von verschiedenen Waldfunktionen bei, wie der Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion. Laut Informationen der BML könnte die Errichtung der Forststraße dazu führen, dass die Erreichbarkeit von Waldgebieten für wirtschaftliche Aktivitäten und Katastropheneinsätze, etwa bei Waldbränden oder zur Menschenrettung, verbessert wird. Zudem ermöglichen sie eine wetterunabhängige und schonende Erreichbarkeit der Arbeitsplätze für Waldbewirtschaftende. Dabei muss jedoch auch darauf geachtet werden, dass beim Bau der Forststraße negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Gelände-Stabilität vermieden werden. Für die Errichtung ist zwar keine Rodungsbewilligung erforderlich, dennoch unterliegt der Forststraßenbau strengen gesetzlichen Regelungen. Die Planung und Bauaufsicht müssen stets von ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden.
Potenziale von Forststraßen
In der Diskussion um Forststraßen dürfen ihre positiven Effekte auf Biodiversität und Klimaschutz nicht außer Acht gelassen werden. Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine naturnahe, kleinflächige Waldbewirtschaftung die Biodiversität von Pflanzen und Tieren im Vergleich zu unbewirtschafteten Wäldern deutlich verbessert. Die österreichische Bundesforste überzeugten mit einer Studie, die zeigt, dass Forststraßen als positive Flugschneisen für Arten wie das Auerwild fungieren können. Zudem führt die Lichtzufuhr durch Forststraßen zu einem verbesserten Wachstum anderer Pflanzenarten, was die gesamte Waldökologie stärken kann. Diese positiven Aspekte stehen oft im Widerspruch zu den Bedenken von Naturschutzorganisationen, die die negativen Auswirkungen von Forststraßen auf Biodiversität und Kohlenstoffspeicherung anprangern.
Zudem ist es wichtig, dass die Nutzung von jährlich nachwachsendem Holz nicht nur zur Kohlenstoffspeicherung beiträgt, sondern auch das Potenzial zur Minderung von CO2-Emissionen hat, vor allem wenn Holz in Produkten verwendet wird. Forststraßen sind damit nicht bloß Mittel zur Erschließung von Wäldern, sondern auch strategische Wege, die sowohl der Waldbewirtschaftung als auch dem Klimaschutz zugutekommen können. Es obliegt den Entscheidungsträgern, auch bei der geplanten Forststraße am Gösingberg deren Bedeutung und Nutzen für die Umwelt weiter zu kommunizieren und transparent zu gestalten.