
Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Ensdorf im Saarland hat der Rückbau begonnen. Arbeiter zerkleinern Beton und Stahl, um die Materialien wiederzuverwerten. Ein Schneidbrenner wird hierbei eingesetzt, um die Struktur zu zerlegen und für den Abtransport vorzubereiten. Ziel dieser Maßnahme ist die ökonomische Nutzung von Stahl, dessen Preis in der letzten Zeit stark angestiegen ist. In wenigen Wochen wird der letzte Rest dieses ehemals bedeutenden Kohlekraftwerks verschwinden, das einst eine zentrale Rolle in der Energieversorgung der Region gespielt hat. Im Dezember 2022 standen noch die Hüllen der beiden Blöcke, die mit 30 Metern Höhe markante Zeugen dieser industriellen Ära waren.
Das Kraftwerk Ensdorf, das 1961 in Betrieb genommen wurde, verfügte über eine installierte Leistung von 430 Megawatt und wurde mit Steinkohle betrieben. Im Jahr 2017 wurde die endgültige Stilllegung des Kraftwerks bekannt gegeben, nachdem die Stromproduktion aus Kohle bereits fünf Jahre zuvor eingestellt wurde. Die Energiewende hat somit auch den Saarland erreicht, wo der letzte Steinkohlebergbau 2012 seine Pforten schloss, was die lokale Energieproduktion schwer beeinträchtigte, da günstiger Strom zuvor mit Kohle aus dem benachbarten Bergwerk erzeugt wurde. Die jährliche Energieproduktion betrug damals etwa zwei Milliarden Kilowattstunden, vor allem durch die beiden Brennblöcke, die bis zur Stilllegung betrieben wurden.
Historische Bedeutung des Kraftwerks
Ensdorf war nicht nur ein Koloss der Energieproduktion, sondern auch ein Symbol für die wirtschaftliche Entwicklung des Saarlandes. Der Betreiber, die VSE AG, hatte dabei maßgeblichen Einfluss auf die Region. Der Kamin von Block 1 war zu seiner Zeit mit 150 Metern einer der höchsten im Saarland, und der von Block 3 sogar 180 Meter. Zwischen 2006 und 2007 versuchte RWE Power AG, den Betrieb mit einem neuen Steinkohlendoppelblock weiter auszubauen. Nachhaltige Anwohnerproteste und eine überwältigende Bürgerbefragung, bei der 70,03% gegen den Neubau stimmten, führten jedoch zu einer vorzeitigen Abkehr von diesem Plan. 2011 entschloss sich RWE schließlich, die Pläne aufzugeben und zog den Genehmigungsantrag zurück.
Mit der Stilllegung des Kraftwerks im Jahr 2017 ging eine Ära zu Ende. Trotz des Rückbaus wird die Fläche nicht ungenutzt bleiben. VSE plant, die Region in ein Industriepark namens „Energie- und Ressourcen-Zentrum Ensdorf (ERZ)“ umzuwandeln. Dies könnte neue Arbeitsplätze schaffen und die wirtschaftliche Basis der Region stabilisieren. Im Jahr 2023 haben Wolfspeed und ZF Friedrichshafen bereits angekündigt, in Ensdorf ein Halbleiterwerk errichten zu wollen. Der Rückbau des Kraftwerks läuft nach einem strengen Zeitplan; die Sprengung von Kühltürmen, Kamine und Filteranlage erfolgte am 30. Juni 2024.
Die Verwandlung des ehemaligen Kraftwerks Ensdorf ist ein beispielhaftes Zeichen für die Herausforderungen und Chancen der deindustrialisierenden Regionen in Deutschland. Die erforderliche Anpassung an nachhaltige Energiekonzepte bringt sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Wie auch faz.net berichtet, ist das Saarland hier besonders stark betroffen.