
In der deutschen Lebensmittelbranche zeichnet sich eine bedeutende Veränderung ab, da der Einzelhandelsriese Globus sowohl Führungskräfte wechselt als auch Filialen verkauft. Laut der Saarbrücker Zeitung beginnt nach dem Weggang von Sven Möller im Jahr 2024 Andreas Obenauer seine neue Rolle als Leiter des Non-Food-Bereichs am 1. März 2025. Obenauer bringt wertvolle Erfahrung aus seiner bisherigen Tätigkeit bei Kaufland und M-Preis in Österreich mit, wo er die Marktstrategien prägte. Er wird direkt der Geschäftsführerin Stephanie Lotter unterstellt, die die Verantwortung für zentrale Abteilungen wie Einkauf und Marketing trägt.
Parallel zu dieser personellen Neuausrichtung muss Globus den Verkauf von fünf Filialen an Kaufland bekanntgeben. Die betroffenen Standorte befinden sich in Bedburg, Chemnitz, Essen und Wesel, während ein geplanter Verkauf im zentralen Neubrandenburg aufgrund von kartellrechtlichen Bedenken nicht zustande kam. Das Bundeskartellamt intervenierte, da es die Marktbeherrschung durch Kaufland für besorgniserregend hielt. Dennoch gibt Globus an, weiterhin im Markt von Neubrandenburg präsent sein zu wollen und führt Gespräche zur Umstrukturierung.
Hintergründe des Verkaufs
Der Verkauf erfolgt aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten an den betroffenen Standorten, deren Sanierungskosten bis zu 30 Millionen Euro betragen hätten. Die Kundenakzeptanz des Verkaufsmodells war geringer als erwartet, was die Rentabilität der Globus-Filialen in Frage stellte. Trotz des negativen Geschäftsklimas gibt es zumindest eine positive Nachricht: Kaufland hat zugesichert, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben, was die Sorgen der Beschäftigten mildert. Die bei Globus angestellten Mitarbeiter hatten zuvor versucht, diesen Verkauf durch Unterschriftenaktionen zu verhindern, konnten jedoch nichts bewirken.
Globus, ansässig in St. Wendel, Saarland, betreibt insgesamt 65 Filialen und beschäftigt etwa 20.000 Mitarbeiter. Trotz der Herausforderungen in den einzelnen Geschäften hat das Unternehmen durch Übernahmen zuvor seine Filialanzahl erhöht. Im Jahr 2021 übernahm es einige Häuser der insolventen Warenhauskette Real, was seine Marktposition vorübergehend stärkte.
Marktanalyse und Ausblick
Die Entwicklungen bei Globus finden statt vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Lebensmittelmarktes in Deutschland, der durch hohe Marktkonzentration geprägt ist. Laut Statista geben Verbraucher in Deutschland jährlich über 290 Milliarden Euro für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren aus, wobei der Lebensmitteleinzelhandel 2022 einen Umsatz von etwa 252 Milliarden Euro erzielte. Supermärkte, Discounter und SB-Warenhäuser prägen das Bild des Einzelhandels.
Angesichts einer hohen Verkaufsstellendichte und einem kompakten Preisniveau für Lebensmittel stehen Unternehmen wie Globus unter starkem Wettbewerbsdruck von größeren Handelshäusern. Diese TOP-5 Handelsketten, bestehend aus Edeka, Rewe, der Schwarz-Gruppe, Aldi und Lidl, haben einen kombinierten Marktanteil von etwa 75 Prozent. Vor diesem Hintergrund sind Änderungen in der Unternehmensstrategie und die Suche nach profitablen Standortstrukturen durchaus nachvollziehbar.
Insgesamt positioniert sich Globus neu in einem herausfordernden Umfeld, wobei der Verlust einzelner Filialen und die Gewinnaussichten im Non-Food-Sektor eine strategische Neuausrichtung erfordern. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neue Führung unter Obenauer und die Veränderungen im Filialnetz auf die Zukunft des Unternehmens auswirken werden.