
ZF Friedrichshafen steht vor einer massiven Umstrukturierung, die bis 2028 den Abbau von 11.000 bis 14.000 Stellen in Deutschland vorsieht. Dies wurde am 19. April 2025 bekannt gegeben. In Saarbrücken, dem größten industriellen Arbeitgeber des Saarlands mit rund 8.500 Mitarbeitern, sollen mindestens 1.800 Arbeitsplätze gestrichen werden. Trotz angekündigter millionenschwerer Investitionen bestätigt das Unternehmen den notwendigen Stellenabbau, was die Befürchtung um die Zukunft des Standorts verstärkt.
Der Hintergrund dieser drastischen Maßnahmen ist ein angekündigter Milliardenverlust im Geschäftsjahr 2024. Erst kürzlich hat BMW mitgeteilt, dass es verstärkt Getriebe für in den USA gebaute SUVs aus einem ZF-Werk in den USA beziehen will. Dies führt zu einer direkten Bedrohung für den Standort Saarbrücken, insbesondere in Anbetracht der Zollpolitiken unter US-Präsident Donald Trump, die die internationale Geschäftstätigkeit beeinflussen.
Die Strategie von ZF
ZF hat die Reduzierung der Arbeitsplätze nicht nur auf die Produktion beschränkt. Auch Verwaltung und Entwicklung sind betroffen. Vorstandsvorsitzender Holger Klein betont die Notwendigkeit, schwierige Entscheidungen zu treffen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Aktuell sind etwa 54.000 Menschen in Deutschland für ZF beschäftigt, was bedeutet, dass mehr als jeder vierte Arbeitsplatz auf der Kippe steht. Der Betriebsrat hat bereits Widerstand angekündigt und will die Arbeitsplätze verteidigen.
Zusätzlich zu den Stellenabbauplänen hat ZF ein strenges Sparprogramm eingeführt, das Kosten in Höhe von etwa sechs Milliarden Euro weltweit senken soll. Dies ist eine Reaktion auf die hohen Schulden des Unternehmens, hauptsächlich verursacht durch Akquisitionen wie die von TRW und Wabco. Die Zinslast, die Hunderte Millionen Euro ausmacht, schränkt die finanziellen Mittel für Forschung und Entwicklung ein.
Märkte und Herausforderungen
ZF ist einer der wichtigsten Autozulieferer in Deutschland und spürt den Wandel der Automobilbranche deutlich. Der Markt ist im Umbruch, da mehr als die Hälfte der Autoindustrie in Deutschland eine Reduktion von Arbeitsplätzen plant. Andere Unternehmen wie Continental haben bereits ähnliche Stellenstreichungen angekündigt. Insbesondere die Produktion von Elektrofahrzeugen erfordert weniger Personal im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren, was die hohe Nachfrage nach E-Autos nicht ausglichen kann.
Schwache Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und der anhaltende Chipmangel haben die Situation verschärft. Während Autobauer hohe Gewinne erzielen konnten, stehen die Zulieferer unter erheblichem Druck. Chinesische Autobauer gewinnen zudem Marktanteile in Europa, wodurch ZF und andere deutsche Zulieferer gezwungen sind, ihre Strategien zu überdenken und enger mit chinesischen Herstellern zu kooperieren.
Die Entwicklungen bei ZF sind hierbei nur ein Teil eines größeren Trends, der auch andere Anbieter wie Brose, Schaeffler und Mubea betrifft. Prognosen legen nahe, dass die aktuellen Stellenstreichungen möglicherweise erst der Anfang sind und weitere Einschnitte folgen könnten, während die Zulieferer versuchen, sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Die Mitarbeiter zeigen sich angesichts der unsicheren Lage optimistisch und hoffen auf einen robusten Arbeitsmarkt trotz der Herausforderungen.